Gestern war ich doch etwas betroffen, als ich vom Tode Margaret Thatchers erfahren hatte. Sie war ein wichtiger Bestandteil meiner Kindheit, und irgendwie realisierte ich in diesem Moment auch, dass wohl so um die Hälfte meines Lebens vorbei sein dürfte.
So genau kann und will man das nicht wissen, aber basierend auf einer normalen Lebenserwartung muss ich den Dingen gefasst ins Auge sehen. Wenn man bei solchen Dingen überhaupt von „Dingen“ sprechen darf.
Doch zurück zu Margaret Thatcher. Als ich langsam verstand, dass die Tagesschau und Heute einem jeden Abend die Nachrichten mit Bilder brachten, war sie aus meinem abendlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Neben Ronald Reagan und Helmut Kohl füllte ihre den kompletten Fernseher füllende Frisur das abendliche Programm.
Ihren Beinamen „die eiserne Lady“ fand ich als kleiner Junge sehr spannend. Irgendwie verband man „Eisen“ eher mit Männern. Eisen war etwas, das in Waffen steckte und gefährlich war. Eisen war etwas, das nur unter großem Aufwand geformt werden konnte. Alles in allem war sie also eine ganz besondere Frau.
Später habe ich dann verstanden, dass ihre Kompromisslosigkeit nicht nur positive Seiten hatte. Viele meiner britischen Freunde geben ihr die Schuld für den völlig aus den Fugen geratenen Kapitalismus in Großbritannien. Thatcher führte Reformen ein und deregulierte den Bankensektor. London schwang sich zu einer führenden Finanzmetropole auf.
Dagegen ging es der britischen Industrie seit Thatcher sehr schlecht. Ehemals blühende Städte wie Liverpool und Manchester sind nur noch Schatten ihrer selbst, die mit Subventionen aus London künstlich am Leben erhalten werden.
Doch so ist es nun einmal im Leben: Hinterher ist jedermann und jederfrau immer schlauer. Entscheidungen, die vor 30 Jahren richtig gewesen sein mögen, werden im Licht der Geschichte dann anders beurteilt. Ich denke, dass Margaret Thatcher stets das beste für ihr Großbritannien erreichen wollte. Sie möge in Frieden ruhen!
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